Digitaler Produktpass: IVSH fordert mit FEC praxisnahe Umsetzung mit Augenmaß

Der Digitale Produktpass (DPP) ist ein zentrales Vorhaben der EU-Kommission im Rahmen der neuen Ökodesign-Verordnung. Ziel ist es, Produktinformationen digital verfügbar zu machen, um Nachhaltigkeit, Transparenz und Kreislaufwirtschaft zu fördern. Der Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren e.V. (IVSH) begrüßt grundsätzlich diese Zielsetzung – warnt jedoch vor einer Umsetzung, die an der Realität mittelständischer Unternehmen vorbeigeht.
Unser Sektor: Hochwertige Produkte, starke mittelständische Strukturen
Die Schneid- und Haushaltwarenbranche steht für langlebige, qualitativ hochwertige Produkte – vom Küchenmesser über Outdoor-Werkzeuge bis hin zu Körperpflegeinstrumenten. In Deutschland erwirtschaftet die Branche rund 4 Milliarden Euro Industrieumsatz und schafft eine nachgelagerte Wertschöpfung von etwa 10 Milliarden Euro. Sie ist überwiegend mittelständisch geprägt und leistet einen wichtigen Beitrag zu Beschäftigung, Innovation und regionalem Zusammenhalt.
DPP: Chancen nutzen, Risiken vermeiden
In einem gemeinsamen Positionspapier (auf Initiative des IVSH) mit dem europäischen Partnerverband FEC - Federation of the European Cookware and Cutlery Industries betont der IVSH: Der DPP kann ein sinnvolles Instrument sein – wenn er richtig umgesetzt wird. Dafür sind aus unserer Sicht folgende Punkte entscheidend:
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Schrittweise Einführung: Ein gestuftes Modell mit einem „Minimal Viable DPP“ in der ersten Phase ermöglicht frühe Erfolge und reduziert Komplexität. So können Unternehmen Erfahrungen sammeln, bevor umfassendere Anforderungen greifen.
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Schutz von Geschäftsgeheimnissen: Der DPP darf keine sensiblen Informationen wie vollständige Lieferketten offenlegen. Ein differenziertes Zugriffsmanagement ist unerlässlich, um Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
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KMU-gerechte Ausgestaltung: Der DPP muss einfach, kosteneffizient und ohne übermäßige Bürokratie umsetzbar sein. Gerade kleine und mittlere Unternehmen dürfen nicht überfordert werden.
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Vermeidung von Doppelregulierung: Der DPP sollte bestehende Anforderungen (z. B. aus GPSR, EUDR, CSRD) nicht duplizieren. Ziel muss eine Entlastung, nicht eine zusätzliche redundante Belastung sein.
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Internationale Anschlussfähigkeit: Der DPP muss über die EU hinaus anschlussfähig sein. Europäische Insellösungen würden zu mehr Bürokratie und Wettbewerbsnachteilen führen.
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Gleiches Recht für alle: Außereuropäische Anbieter müssen den DPP-Anforderungen nicht nur unterliegen, diese müssen auch effizient durchgesetzt und kontrolliert werden. Nur so lässt sich ein fairer Wettbewerb sicherstellen. Negativbeispiele wie temu zeigen die Konsequenzen mangelnder Marktüberwachung, z.B. großer asiatischer Onlineplattformen.
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Rolle der Verbände: Branchenverbände wie der IVSH sollten als neutrale Mittler gestärkt werden, um sektorspezifische Standards und Umsetzungshilfen zu entwickeln.
Unser Fazit
Der IVSH steht bereit, gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern und Partnern aus der Industrie an einer praxisnahen, wirksamen und bürokratiearmen Umsetzung des DPP konstruktiv mitzuwirken. Ziel muss ein System sein, das Nachhaltigkeit, Effizienz und Transparenz fördert – ohne die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu gefährden oder zu neuen, zusätzlichen bürokratischen Belastungen zu führen.